Baden-Württemberg

Das Kinzigtal im Schwarzwald

Viel vom Schwarzwald kenne ich nicht, da es früher mit der Familie vor allem nach Bayern und in die Alpenländer ging. Die A5 von Frankfurt nach Süden war für mich immer mehr eine Transitroute, um in die französischen Skigebiete hinter der Schweiz zu kommen. Somit wurde es Zeit, von der Autobahn herunterzufahren und in den Schwarzwald einzutauchen.

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Nachdem mein Bruder auf den Hund gekommen ist und diese Woche einen Feiertag hat, haben wir eine Testfahrt mit einem gemieteten Wohnmobil gemacht. So waren wir uns schnell über die Schwarzwaldhochstraße als Ziel für den Kurztrip einig und die Anreise ist auch nur halb so lang wie z.B. nach Oberbayern oder ins Allgäu.

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Unser erstes Ziel war das Kinzigtal im Schwarzwald und pünktlich zum Abendessen kamen wir in Hausach an. Auf dem Weg dorthin hatte ich noch die Vorstellung, dass die Gegend komplett auf Tourismus ausgelegt sei. Entlang der Bundesstraße von Offenburg nach Hausach war trotz angenehmen Temperaturen und Sonnenschein lediglich das Landgasthaus Kinzigstrand gut frequentiert und andere Gasthäuser schienen Ruhetag, keine Gäste oder geschlossen zu haben.

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In Hausach war am Montagabend gar nichts los. Bei dem Gasthaus zur Eiche mit dem Wohnmobilstellplatz waren außer uns nur noch drei weitere Gäste anwesend. In der Stadt selbst hatten fast die gesamte Gastronomie am Montag Ruhetag und nur vor einem Cafe saßen zwei Teenager. Der Rest der Dorfjugend hat sich auf den Wegen rund um die Burg Husen im Freien getroffen. Ich habe sie zwar gehört, aber es gibt einige Wege rund um die Burg, so dass ich sie nicht zu Gesicht bekommen haben.

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Am Fuße der Burg gibt es einige Lokale in Fachwerkhäusern, die einen Vorgeschmack auf das Schwarzwaldidyll gaben. Rund um den Markt- und Klosterplatz war die Bausubstanz moderner. Die Gebäude waren teilweise schmal und hoch mit spitzen Dächern über zwei Geschosse – ein wenig hat mich das an die Rohbauten der neuen Altstadt daheim in Frankfurt erinnert.

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Hausach ist ein gutes Beispiel für das Aussterben von traditionelle Geschäften und Industrien. Über der Bar prangerte das Schild einer Hosenträgerfabrik und aus Uhren Dieterle wurde ein Kebab-Imbiss. Bis dato hat scheinbar nur Hüte Lehmann überlebt.

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Auch wenn es entlang der Kinzig einen Rad- und Wanderweg gibt, hatte ich den Eindruck, dass das Tal mehr von der Industrie als vom Tourismus lebt. Einige Orte sind dort durch namhafte Industrieunternehmen geprägt: Hans Grohe in Schitlach, Duravit in Schenkenzell, die Klosterbrauerei in Alpirsbach, BBS-Felgen im Welchsdorf und Junghans-Uhren in Schramberg.

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Der Luftkurort Schenkenzell war ein Beispiel für den Rückgang im Bereich Tourismus. Der Bahnhof hatte einen verfallen Charme und das Kuckucksuhrengeschäft schien schon lange geschlossen zu sein. Viele Immobilien standen dort zum Verkauf.

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Aber auch ein paar Kilometer weiter in Alpirsbach gab es rund um den Bahnhof Leerstand und konservierten Fünfziger-Jahre-Charme. Die Altstadt rund um das Kloster ist geprägt durch die Klosterbrauerei und unzählige Gasthäuser. Für die Brauereiführung waren wir leider zu früh dort und der Reiseplan hat es auch nicht erlaubt bis zur täglichen Führung um 14:30 Uhr zu warten.

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Direkt neben dem Kloster befand sich die Schau-Confiserie Max Heinzelmann und die Auslage sah so lecker aus, dass wir dort einkaufen mussten. Probiert habe ich die Pralinen noch nicht und als Referenz dient natürlich Heller Pralinen in Oberursel.

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Weiter ging es nach Schramberg zu den drei Museen im Gewerbepark H.A.U. (Hamburg-Amerikanische-Uhrenfabrik, die später mit der Uhrenfabrik Junghans fusionierte) in Schramberg, die besucht werden können.

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Das erste Museum war das Auto- und Uhrenmuseum „ErfinderZeiten“, das vor allem die Mobilität des „kleine Mannes“ ab 1945 zeigt. Ein Stockwerk zeigt hauptsächlich Uhren und die übrigen drei Stockwerke beziehen sich mit Autos und Motorrädern auf die Epochen Nachkriegsjahre, Aufbaujahre und die Wirtschaftswunderjahre. Obwohl ich schon einige Automuseen besucht habe, gab es dort zahlreiche sehr interessante Exponate und nicht wie sonst so oft Modelle aus dem Bereich Luxus- und Sportwagen. Borgward oder Auto-Union sind bekannt, aber z.B. Fuldamobil (insgesamt 2900 gebaute Fahrzeuge) habe ich zum ersten Mal gesehen.

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Das nächste Museum war das Schwarzwald Eisenbahnmuseum mit der weltgrößten Spur 2 Sammlung. Die klassische Modellbahn H0 hat einen Maßstab von 1:87 und die Spur 2 einen Maßstab von 1:22,5. Bei der Größe reicht der Hobbykeller nicht mehr aus, sondern da braucht man schon ein Halle. Außerdem gibt es keine Hersteller für Fahrzeuge wie Märklin oder Roco bei H0. Lediglich Dinge wie Kugellager können zugekauft werden, der Rest ist alles in Handarbeit entstanden.

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Da in der gesamten Region viel metallverarbeitende Industrie, Präzisionstechnik und Feinmechanik beheimatet ist, wundert es nicht, dass diese Modelleisenbahn im Ländle steht.

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Das letzte Museum war die Autosammlung Steim und dort waren dann die bereits angesprochenen Luxus- und Sportwagen zu sehen. Ein Highlight der Sammlung war die Adler Super Trumpf Stromlinienlimousine von 1937, von der nur sechs Exemplare für die Le Mans Langstreckenrennen 1937 und 1938 gebaut wurden. In den 50ern wurde das Auto mit in die USA genommen, dort weiterverkauft und später restauriert. Dabei wurden die Lackschichten entfernt und zurück blieb eine markante rohe Karosserie. Nach dem Tod des letzten Besitzers, der ebenfalls Adler hieß (sic!), gelangte das Auto zurück nach Deutschland.

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Mir hat die Gegend sehr gefallen und die Museen waren auch interessant. Für den schnellen Ausflug am Wochenende ist die Gegend durch den Schwarzwaldexpress von Karlsruhe nach Konstanz und die Ortenau S-Bahn staufrei von Frankfurt aus gut zu erreichen. In Haslach waren wir nur kurz im Supermarkt, aber die Altstadt dort ist bestimmt auch einen Besuch wert genau wie das Freilichtmuseum in Gutach oder die unter Denkmalschutz stehende Altstadt von Schiltach. Bis bald…

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